Während der täglichen Arbeit mit den Bildern, in erster Linie beim Erschliessen in unserer Bilddatenbank, wo rund 760’000 Bilder gespeichert sind, stösst man ab und zu auf Bilder, die einen auf den ersten Blick bezaubern, verblüffen oder gar zum längeren Hinschauen bewegen. Ein solches Bild ist diese Aufnahme aus den 1870er-Jahren. Es ist ein für die damalige Zeit klassischer, auf Karton montierter Albuminabzug.
Als Fotograf zeichnet der Interlakner Arthur Gabler. Seine Angaben sind auf dem Karton unten links in Rot aufgedruckt. Es ist das Bild mit Nummer 111, ein Hinweis, dass wir es mit einem professionellen Fotografen zu tun haben. Von ihm sind weitere 35 Bilder online gestellt, auch Postkarten und die damals sehr beliebten Stereobilder (hier).
Der Titel in Druckbuchstaben lautet auf “Route de la Furka et Poste, Glacier du Rhône”. Auf der Rückseite steht handschriftlich folgendes vermerkt: “Von meiner Reise 1877 Sommer: Einsiedeln, Schwyz, Amsteg, Göschenen, Furka, Rhônegletscher, Grimsel, Handegg, Meiringen, Brünig, Lungern, Sachseln, Alpnach, Pilatus, Luzern, Zürich.”
Schaut man das Bild nun an, möchte man vermuten, dass die Person, von deren Reise das Bild spricht, ebenfalls auf dem Bild zu sehen ist. Wissen tun wir es natürlich nicht, kein Hinweis in diese Richtung ist handschriftlich verso vermerkt. Die Reisenden, vermutlich die vier oder fünf Herrschaften rechts, machen Rast auf der Furkaroute, um den Rhonegletscher zu bewundern. Der mitgereiste Fotograf Gabler steht etwas erhöht und hält diese Reisepause fest. Unten links ist allerdings eine weitere Kamera auf Stativ vorbereitet. Die unscharfen Herren links und rechts der Kutsche sind während der Aufnahme, die längere Verschlusszeiten als heute erforderte, in Bewegung.
Dieses Bild ist uns Einzelbild in unseren Ansichtenbestand gelangt. Leider haben wir keine weiteren Dokumente dieser klassischen Schweizreise, mit persönlichem Anstrich.
Aufgrund dieses Sujets “Rhonegletscher” habe ich weitere Bilder gesucht, die von den Freiwilligen verbessert wurden. Ich wurde fündig bei über 30 Bildern. Vier weitere werde ich hier nun präsentieren, ich habe mich auf die Albumine beschränkt.
Das erste Beispiel war ursprünglich mit “Rhone Valley = Rhonetal” betitelt. Datiert ist die Fotografie mit ca. 1875. Hans Zumbühl konnte den Titel präziseren: Gletsch mit Rhonegletscher.
Folgende drei Bilder stammen vom Fotografen Emil Nicola-Karlen und sind Teil der Glaziologischen Kommission der SANW (Archiv). Alle drei Bilder wurden ca. 1880 geschossen. Zum ersten Bild schickte uns Koni Kreis folgenden Kommentar: “Rhonegletscher unterhalb des Tieralplistocks und Gletscher südlich des Zeltgrats. Der Rhonegletscher liegt links hinter dem auf dem Bild handschriftlich als Zeltgrat bezeichneten Berggrat, der südwestlich des Sidelenhorns (rechts oben) verläuft – von diesem aber durch eine vergletscherte Lücke getrennt ist.”
Thomas Pfister wusste beim folgenden Bild mehr: “Der Berg auf diesem Bild ist der Galenstock östlich des Rhonegletschers. Die Aufnahme wurde wahrscheinlich vom Galensattel aus gemacht.”
Schliesslich hat Urs Witmer folgende Präzisierungen angebracht: “Hintere Gelmerhörner, Blick nach Nordwesten (NW).”
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Vollständige Bildinformationen
Gabler, Arthur: Route de la Furka et Poste, Glacier du Rhône, 1870-1877 (Ans_13523, http://doi.org/10.3932/ethz-a-001025557)
DOI Link: https://doi.org/10.35016/ethz-cs-9643-en
Ein paar Gedanken zum Postkutschen-Bild:
– Ich gehe davon aus, dass das Bild vor 1850 aufgenommen wurde, weil es sich A nicht um den typischen Alpenpostwagen handelt, B der Postkondukteur ein Käppi trägt, wie es die amerikanische Armee (und ähnlich Einheiten der Franzosen) verwendeten und nicht den schweizerischen Pöstler- oder Offiziershut und C das Firmenschild auf dem Wagenschlag viel zu üppig ist für ein braves helvetisches Postsignet; es handelt sich hier offensichtlich um ein (staatlich konzessioniertes) privates Unternehmen. Der Fotoerwerber hat also das Bild als Souvenir 1877 erstanden und dabei seine Reise auf der Rückseite verewigt.
– Die Person hinter dem Wagen ist kein Reisender, sondern wahrscheinlich ein Wegmacher, wie seine einfache und verstaubte Kleidung sowie der Rechen in der linken Hand andeuten.
– Dieser Postkurs hatte mindestens 7 Passagiere, die fünf hinter den Pferden (feine Kleidung), einen im hinteren “Séparé” (Kopf) und einen im vorderen “Séparé” (Ärmel und Hand). Da hätte der Fotograf zwar noch Platz gehabt, aber kaum seine sperrige Ausrüstung. Wenn auch die Postillons für ein “Föteli” immer gerne angehalten haben, so hätte dieser wohl kaum Zeit für das Auspacken der Ausrüstung, die komplizierten Vorbereitungen samt den Aufnahmen und das Einpacken gehabt. Dass nur ein kurzer Halt vorliegt, zeigt auch der Umstand, dass sowohl Postillon und Kondukteur auf sowie zwei Reisegäste im Wagen geblieben sind. Es ist davon auszugehen, dass der Fotograf nicht Mitreisender war, sondern den Postkurs an dieser Aussichtsstelle abgewartet hat, weil da für die Fahrgäste jeweils kurz angehalten wurde.
– Der Kasten links unten ist kein Fotoapparat. Ich vermute, dass es sich um eine mobile Dunkelbox handelt, in der die “jungfräulichen” Glasplatten für das Einschieben in den Fotoapparat resp. die belichteten für den Rücktransport vorbereitet wurden. Darauf weisen die Gucköffnung mit “Scheuklappen” hin, sowie die “Ärmel” darunter, die ein lichtloses Hantieren in der Box erlaubten.
Weiter sind links neben der Box die Transportkistchen für die Glasplatten (belichtet und unbelichtet) und (Chemie)Flachen sowie der Kittel des Fotografen zu sehen.